Tanz + Kritik

tanz+kritik

tanz+kritik ist ein ungewöhnliches Langzeitprojekt in der Germanistik der Universität des Saarlandes in enger Zusammenarbeit mit der Marguerite Donlon Dance Companyn (DDC) am Saarbrücker Staatstheater.

Seit dem 28. Februar 2010 treffen sich 14 Studierende der Germanistik und Komparatistik und 2 Dozenten der Germanistik (Johannes Birgfeld und Juliane Blank) regelmäßig zu abendlichen oder vormittäglichen Sitzungen an wechselnden Orten, aber mit einer Intention: der gemeinsamen Annäherung an die Sprache des Tanztheaters.  Das langfristige Ziel des Projektes ist ambitioniert: Im Herbst 2011 darf/soll/will die Projektgruppe begleitende Beiträge zum 3. Internationalen Tanzfestival n.o.w. dance saar in einer Festivalzeitung oder einem blog liefern.

Das Projekt tanz+kritik steht in der Tradition der seit Jahren engen Zusammenarbeit der Germanistik an der UdS mit dem Saarländischen Staatstheater. Erstmals aber ist nicht das Sprechtheater, sondern der Tanz Mittelpunkt eines gemeinsamen Unternehmens. Dabei gehört der Tanz nicht zum Kernbereich des germanistischen Studiums. Er ist kein zentraler Gegenstand literaturwissenschaftlicher Forschung. Spätestens aber, seit die Kulturstiftung des Bundes seit dem Jahr 2005 insgesamt rund 15 Millionen Euro bereitgestellt hat, um im Rahmen des Projekts Tanzplan den Tanz „in Deutschland […] als gleichwertige Kunstform neben Oper und Theater sowohl in der öffentlichen als auch in der kulturpolitischen Wahrnehmung zu etablieren“, ist das Bewußtsein für Tanz als eines „der bedeutensten künstlerischen Phänomene des 20. Jahrhunderts“ (Laurence Louppe) und der Gegenwart  nachhaltig geschärft. Zunehmend wird wahrgenommen, dass Tanz „nunmehr an allen kulturellen Schauplätzen präsent “ ist, dass er „[i]n intellekturellen oder künstlerischen Kreisen […] mit den avanciertesten Ausdrucksformen zeitgenössischen Kustschaffens“ wetteifert, um nochmals Laurence Louppe (Poetik des zeitgenössischen Tanzes) zu zitieren. Das Projekt verspricht daher vielfachen Gewinn nicht nur für die einzelnen Teilnehmer:

  1. Die Beschäftigung mit dem Tanz bietet die Möglichkeit, das im Germanistikstudium am Beispiel der Literatur erworbene Wissen über Kunst ebenso wir ihre am Sprechtheater geschulten Kenntnisse über das Theater in der Auseinandersetzung mit dem anders arbeitendem Medium Tanz nochmals zu prüfen, zu schärfen und produktiv zu differenzieren.
  2. Für die Bachelor-Studierenden unter den Teilnehmern bietet das Projekt die Chance, durch den Erwerb zusätzlicher Kenntnisse ihre Berufschancen auf dem freien Markt nachhaltig zu erhöhen.
  3. Alle beteiligten Studierenden werden als Multiplikatoren für zeitgenössischen Tanz und das Tanztheater wirken und dazu beitragen können, etwa in den Schulen früh den hohen Wert des Tanzes zu vermitteln und die Kompetenz der Schüler im Umgang mit Tanz nachhaltig zu erhöhen.
  4. Schließlich führt das Projekt durch die Ausrichtung auf das Schreiben von Tanzkritiken in den Kern des germanistischen Studiums zurück: Am Beispiel des Tanztheaters wird einmal mehr die an der Universität zu erwerbende zentrale Fähigkeit / Schlüsselkompetenz trainiert, sachgemäß, intersubjektiv nachvollziehbar, schlüssig argumentierend und umsichtig Interpretationen und Einordnungen künstlerischer Hervorbringungen zu erarbeiten und diese stilistisch überzeugend zu formulieren.

Das Projekt entwickelt sich in 3 Phasen:

  1. Einstieg in Tanz und Tanzkritik (weitgehend abgeschlossen):
    Ein enger Kooperation mit der Donlon Dance Company, ohne deren großzügige Unterstütztung das Projekt nicht durchzuführen wäre, hat die Gruppe bereits mehrere Probenbesuch beim Einstudieren neuer Chroeographien ebenso wie Aufführungsbesuche absolviert. Dazu traten die Analyse historischer Inszenierungen auf DVD, der Beginn der Rekonstruktion und Auseinandersetzung mit der Geschichte des Tanzes, sowie der Beginn der Erarbeitung kritischer Kriterien und eines Vokabulars der Tanzkritik.
  2. Vertiefung der ›Tanzkompetenz‹ – Theorie und Analyse (vor allem im Projektseminar im Wíntersemester 2010/11):
    Im Mittelpunkt steht nun die Auseinandersetzung mit theoretischen Schriften über den Tanz, mit Tanzbesprechungen in Zeitungen und Zeitschriften, sowie mit tanzwissenschaftlichen Modellanalysen ausgewählter Choreographien. Schreibübungen: Tanz beschreiben und einordnen.
  3. Schreiben (im SS 2011 und während des Festivals):
    Einübung der darstellenden und kritischen Beschreibung von Tanzchoreographien. Dazu Besuch weiterer Tanzvorstellungen in der Region sowie schriftliche Beiträge zum Tanzfestival.

tanz+kritik verstärkt im Rahmen des modularisierten Studiums kreativ, durch Transfer und Prüfung eng literaturwissenschaftlichen Wissens und Könnens auf den Tanz sowie durch das Abfassen und das wechselseitige Redigieren von Texten praktische, durch das Studium von Tanztheorien theoretische Kompetenzen.

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